Ackerbürgerhaus

Das sogenannte „Ackerbürgerhaus" stand als Wirtschaftsgebäude eines Ackerbürgers an der Syker Hauptstraße hinter dem zugehörigen Wohn- und Geschäftshaus. Dieses Gebäude wurde um 1830 dort errichtet. Es besaß neben der Durchfahrtsdiele zwei Schlafkammern für die Knechte, einen großen Stallbereich, einen Keller unter den Kammern und den großen ungeteilten Dachboden. Zu dieser Bürgerstelle gehörte eine größere Landwirtschaft und ein Gewerbe.

Das Nebengebäude bot die Möglichkeit zur Lagerung sowohl der landwirtschaftlichen als auch der gewerb-lichen Produkte. Deshalb ist es in idealer Weise zur Darstellung der Arbeit in Flecken und Kleinstadt von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts geeignet. Dieses zeichnete sich aus durch traditionelles Handwerk, Landwirtschaft auf der einen, spezialisierte Handwerke sowie verschiedene Neuerungen auf der anderen Seite. Gerade Apotheker, Ärzte, Zahnärzte, Drucker, Setzer, Buchbinder oder Uhrmacher waren es, die die Bedeutung dieser Kommunen für das ländlich geprägte Umland ausmachten. Deshalb werden ihre Werkstatt- und Arbeitsbereiche in den vier Räumen längs der Diele präsentiert.

Ein Prunkstück der Ausstellung ist der mit Tresen, Regalen, Schauvitrinen und Kleidungsstücken aller Art ausgestattete Textilladen aus der Zeit um 1900. Auf der Diele geben eine Böttcher- und Stuhlmacherwerkstatt einige landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge einen Eindruck von einer Seite der Kleinstadt, die heute überall so gut wie verschwunden ist. Ein großes Modell gibt Einblick in einen Teil des damaligen Fleckens Syke mit dem Landratsamt als Mittelpunkt.

 

Dem Syker Maler Werner Kühl (1906-1944) ist im Ackerbürgerhaus des Kreismuseums Syke seit April 2023 der Ausstellungsbereich im gesamten Obergeschoss gewidmet, in dem in wechselnder Zusammenstellung die über 400 nachgelassenen Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen präsentiert werden.

Sein Malstil wandelte sich von farbintensiver, expressiver Landschaftsgestaltung in der 2. Hälfte der 1920er Jahre zu einer eher impressionistischen Auffassung in den 1930er Jahren.

Insbesondere auf den Studienreisen mit Studienkollegen der Bremer Kunsthochschule um 1927 entstanden zahlreiche Aquarelle von Landschaften und Bauwerken in Franken, Brandenburg und Sachsen, die die expressive Grundauffassung der jungen Maler zeigen. Insbesondere ihr damaliger Lehrer Prof. Willy Menz hatte daran entscheidenden Anteil.