Siedlungshaus mit Stall des Landarbeiters in der Landarbeitersiedlung des Gutes Hespeloh in Bahrenborstel-Holzhausen, Samtgemeinde KirchdorfSiedlungen und Siedlungsbauten im Landkreis Diepholz vom 18. Jahrhundert bis 1970

Während der Sinn der Bauernhäuser, allen voran der in den Grafschaften Hoya und Diepholz weit verbreiteten Niederdeutschen Hallenhäuser, vor allem darin bestand, bäuerliches Wohnen, die Lagerung der Ernteerzeugnisse und die Stallungen für das Vieh in einem Gebäude unterzubringen, standen die Siedlungshäuser sinnbildlich für die Trennung zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und ländlichem Wohnen. Kennzeichnend für die Siedlungshäuser waren meist ihre schlichte Bauweise und die geringe Wohnfläche. Ihre Hauptzeit ist von 1920 bis in die 1950er Jahre zu datieren. Vor allem betrieben die Bewohner dieser Häuser keine eigene Landwirtschaft. Oftmals handelte es sich bei ihnen um Landarbeiter, die auf größeren Höfen tätig waren. Manche gehörten aber auch anderen Berufsgruppen an, etwa Handwerksgesellen. Einen besonders starken Zuspruch sollten die Siedlungshäuser nach dem Zweiten Weltkrieg erleben, als Flüchtlinge und Vertriebene in die damaligen Kreise Grafschaft Hoya und Grafschaft Diepholz kamen. Nachdem sie zuvor noch in Notunterkünften untergebracht worden waren, sollten einige von ihnen schließlich in neu errichteten Siedlungshäusern hier ansässig werden. Die Siedlungshäuser als reine Wohnhäuser sollten fortan das Landschaftsbild im heutigen Landkreis Diepholz vielerorts nachhaltig verändern.

 

Foto: Siedlungshaus mit Stall des Landarbeiters in der Landarbeitersiedlung des Gutes Hespeloh in Bahrenborstel-Holzhausen, Samtgemeinde Kirchdorf, 1958.

 

Bisher konnten mit der Spurensuche, dem Häuslingswesen und den Gaststätten drei Projekte des Kreisheimatbundes Diepholz e.V. in enger Kooperation mit dem Kreismuseum Syke erfolgreich verwirklicht werden. Hierzu entstanden reich bebilderte Publikationen und erfolgreiche Wanderausstellungen in verschiedenen Orten des Landkreises Diepholz. Das großangelegte Projekt zur „Landwirtschaft im Landkreis Diepholz von 1870 bis 1970“ ist im November 2022 zum Abschluss gekommen.

 

Die Entstehung der Siedlungshäuser ab den 1920er Jahren besaß einen erheblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Landschaftsbildes im heutigen Landkreis Diepholz, bedeutete sie doch, wie oben angedeutet, die Abkoppelung des ländlichem Leben von der Landwirtschaft. Dementsprechend wäre es ein fundamentaler Beitrag zur regionalen Geschichte, Aufschlüsse zu den Beweggründen und den Schicksalen der Menschen, die sich in Siedlungshäusern niederließen, zu erfahren. In Abhängigkeit hierzu befand sich die weitere Geschichte der ländlichen Ortschaften des heutigen Landkreises Diepholz selbst. Hierzu sollen durch die Befragung von Zeitzeugen und ihrer Verwandten, durch Auswertung schriftlicher Quellen, von Fotos und Zeitungsartikeln wichtige Aufschlüsse gewonnen werden. Ohne die beiden vom Kreisheimatbund Diepholz angestellten Mitarbeiter, die sich vor allem für die digitale Erfassung aller Materialien in die Datenbank, für Nachforschungen sowie die Aufarbeitung für das Buch und die Ausstellung verantwortlich zeichnen, wäre ein solches Projekt, an dem zahlreiche Menschen aus dem ganzen Landkreis ehrenamtlich mitarbeiten, nicht möglich. In diesem neuen Projekt "Siedlungen und Siedlungsbauten" soll letztlich nicht nur ein prägender Teil regionaler Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dargestellt werden, sondern vielmehr geraten wichtige Erinnerungsorte unserer Region in den Blick der Öffentlichkeit.  

 

Hierfür soll sowohl die Geschichte und Bedeutung der bis 1970 entstandenen Siedlungen bzw. Gebäude bis in die Gegenwart untersucht, als auch die Beweggründe und Schicksale der Menschen, die sich in Siedlungen oder Siedlungsbauten niederließen bzw. diese errichteten, betrachtet werden. Daher gilt es Personen oder Nachfahren, die an der Planung oder Errichtung von Siedlungen und Siedlungsbauten beteiligt waren, wie auch Heimatforscher oder andere interessierte Personen, die sich mit der Geschichte von bestimmten Häusern eingehender beschäftigt haben, zu befragen bzw. diese in ihrer Arbeit für das Projekt zu unterstützen. Hinzu werden zahlreiche Dokumente (z.B. Mietverträge, Bauzeichnungen oder Darlehnsanträge), Fotografien (etwa von Veranstaltungen, Spielplätzen, Straßen, Gärten, diversen Arbeiten, Festen, privaten Feiern oder Häusern, sowohl von außen als auch von innen), Akten aus Privatbesitz und in den regionalen Archiven, in den Landesarchiven und im Privatbesitz gesucht. Interessant sind auch ältere Berichte, z.B. in Schülerarbeiten, in handgeschriebenen oder privat vervielfältigten Chroniken oder in älteren Zeitungsartikeln. Als Leitfaden für die Befragungen bzw. Recherchen dienen die Fragebögen, die an dieser Stelle ausgedruckt werden können. Jeder der sich auf diese oder andere Weise an dem neuen Projekt des Kreisheimatbundes Diepholz und des Kreismuseums Syke beteiligen möchte, wendet sich bitte direkt an:

Ralf Weber M.A. oder Heinz Feldmann. Telefon: 0 42 42 – 9 76 43 49 bzw. 0 42 42 – 9 76 43 48                                                          Mail: ralf.weber@diepholz.de.

 

Hier gehts zu den Fragebögen:

https://www.kreisheimatbunddiepholz.de/fachaussch%C3%BCsse-arbeitsgruppen/arbeitsgruppe-siedlungen-und-siedlungsbauten-vom-18-jahrhundert-bis-1970/