Die Schmiede

Schmiede und Schlosser gab es noch in der 1. Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei uns vor allem in den Flecken, auf dem Lande waren sie eher selten zu finden. Das verwundert, wenn man an die vielen hufbeschlagenen Ackerpferde, die eisenbereiften Ackerwagen und die Ackergeräte wie Pflüge, Eggen und andere denkt. Doch in der genannten Zeit ackerten viele Kleinlandwirte noch mit Kuh oder Ochse. Die Geräte aller Bauern bestanden bis auf die eisernen Pflugschare fast ganz aus Holz. Sogar die meisten Ackerwagen fuhren direkt auf den Holzfelgen über Äcker und Sandwege. Eisenbeschlagene Räder waren noch selten. Einen großen Arbeitsbereich bildeten die schmiedeeisernen Haushaltsgeräte wie Töpfe, Grapen, Pfannen.

Das beschriebene Bild des Schmiedehandwerks im Raum Hoya-Diepholz änderte sich gegen Ende des letzten Jahrhunderts. Mit der Gewerbefreiheit in den 1860er Jahren entfielen Ämter und Konzessionen, nicht jedoch Lehrzeit und Prüfungen. Die Ackergeräte wurden nun ganz aus Eisen von handwerklichen Schmieden und kleinen Fabriken, die oft aus einer Landschmiede hervorgingen, hergestellt. Diese stellten auch kleine Landmaschinen wie Dreschmaschine, Häckselmaschine oder Rübenschneider her. Repariert wurden sie in den vielen kleinen Landschmieden. Dazu brauchten die Handwerker unter anderem auch eine große handbetriebene Bohrmaschine. Kurz nach 1900 arbeiteten mehrere Schmiede in den Flecken, zumindest einer aber auch in den meisten Kirchdörfern und in zahlreichen Landgemeinden. Die Motorisierung der Landwirtschaft seit den 1950er Jahren brachte es mit sich, dass der Schmied seit einiger Zeit kein offizieller Lehrberuf mehr ist. Geräte und Maschinen werden längst von den großen Industriebetrieben gefertigt.

Eisen kann nur in glühendem Zustand geformt werden. Erhitzt wird es im Schmiedefeuer, der Esse. Das Formen geschieht mit den unterschiedlichen Schmiedehämmern auf dem Amboss. Zum Halten der verschiedenen Werkstücke gibt es unterschiedlich geformte  Zangen. Gearbeitet wurde oft im Takt mit zwei Mann, Meister und Zuschläger. Zum Anfachen des Feuers dient der große Schmiedeblasebalg. Eine Besonderheit stellt der Federhammer von ca. 1900 dar. Durch Fußdruck saust der Hammer mit gewaltiger Kraft auf das Werkstück und wieder zurück. Der Meister arbeitete allein. Ein Mann war eingespart. In keiner Schmiede fehlte der Schleifstein, mit dem die Geräte geschärft wurden. Die geschmiedeten Eisenreifen für Wagen- und Schiebkarrenräder wurden im erkalteten Zustand mit der Biegemaschine gebogen. Draußen erhitzte man sie. Der Stellmacher hatte den neuen Wagen inzwischen zur Schmiede gebracht. Dann zogen die Handwerker den glühenden Reifen auf die Holzfelge und löschten ihn mit Wasser ab. Der erkaltende Reifen zog sich zusammen und saß somit fest auf dem Holzrad. Bei kleinen Rädern konnte dieser Vorgang direkt an der Esse ausgeführt werden.